Kurzinformation zu Computer- und Programmeinsatz bei Kindern

 

Ich bekomme inzwischen viele Anfragen zum Bereich „Computereinsatz bei Kindern“. Viele Ergos und Eltern denken dabei an Hirnleistungstrainingsprogramme, wie sie z.B. in der Neurologie bei Erwachsenen eingesetzt werden. Auch die Frage nach Software, die zu den SI-Therapien oder etwa zum Frostig-Test passende Übungen anbietet, ist berechtigt.

 

Mein persönlicher Rat hierzu: Vergessen Sie die handelsüblichen Testprogramme und das Hirnleistungstraining. Das ist alles überhaupt nicht kindgerecht! Es sind teilweise Programme, die noch auf dem C64 geschrieben wurden und auf Windows-Rechner übertragen wurden, also Programme, die eigentlich zwanzig Jahre alt sind. Man merkt es am ehesten an der grafischen Gestaltung, die eben den damaligen technischen Möglichkeiten entspricht. Damals war das auch sensationell, aber inzwischen hat sich da einiges geändert... Ein Training der visuellen Wahrnehmung ist mit DOS-Grafik-Buchstaben aus Punkten nicht mehr angebracht, die Testergebnisse bewerten die Kinder aufgrund der eigenen minderen Qualität viel zu schlecht. Das Arbeiten mit dem Programm entspringt den Erkenntnissen der Programmierer und nicht dem kindlichen Lernverhalten! Wenn diese Programme dann auch noch für 500 Euro vertrieben werden, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich habe im Laufe meiner Arbeit in den letzten 20 Jahren einiges an technischen Weiterentwicklungen miterleben dürfen, leider nur selten in diesem Bereich.

 

Probieren Sie doch einmal die „Pettersson und Findus“-CDs aus! Das sind sehr gelungene Umsetzungen der Bücher, es bietet sich geradezu ein mehrdimensionaler Einsatz in der Ergotherapie an! Es gibt mehrere Folgen, alle sind klasse und es lohnt sich, bei der ersten anzufangen, die ist immer noch preiswert erhältlich. Sie können neben dem Kind sitzen und mit dem Kind gemeinsam den Bauernhof von Pettersson entdecken und dabei die gleichen Sachen beobachten und trainieren, die Sie fördern und mit einem Hirnleistungprogramm überprüfen wollen.

Kleinere Kinder können bei „Pippi Langstrumpf“ die Villa Kunterbunt entdecken und dort durch exploratives Anklicken Geräusche und kleine Witze auslösen und auch einfache Spiele spielen.

Wenn es denn unbedingt ein „offizielles“ Trainingsprogramm sein muß, dann bitte ein nett gemachtes und grafisch ansprechendes wie „á la Carte“ oder die passenden Übungen aus Cogpack.

 

Evtl. ist ein Trackball sinnvoll, da viele große und kleine Patienten mit der motorisch komplexen Mausbedienung nicht zurecht kommen und beim Trackball diese Anforderungen in Einzelschritte aufgeteilt werden. Dies sollte aber Teil einer umfangreichen Hilfsmittelberatung sein, evtl. auch in einer Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation (siehe: www.spiekermann.onlinehome.de/netzwerk-info.htm ).

 

Sie finden auf meiner Homepage (s.u.) auch einen Artikel zu einem Schreibprogramm, was ich höchst erfolgreich einsetze. Darüber habe ich auf dem Ergo-Kongress des DVE 2003 in Kassel auch einen Vortrag gehalten. Es heißt Multitext und bietet interessante Therapiemöglichkeiten bei vielen Behinderungsarten durch eine Sprachausgabe an.

Ich darf auch noch auf das neue, von der Kritik sehr gelobte Fachbuch "Das Bobath-Konzept im Alltag des Kindes" (Herausg. Ute Steding-Albrecht), mit einem Kapitel über den Einsatz von Multitext bei hemiplegischen Kindern, besonders bei paretischer Führungshand, hinweisen. www.thieme.de/detailseiten/3131308613.html

 

Haben Sie noch Fragen? Bitte mailen Sie mir Ihre Erfahrungen!

Bitte diesen Text gerne ausdrucken und weitergeben!

 

Kiel, im Juli 2003

Arvid R. Spiekermann

Spiekermann@online.de

www.Spiekermann.Onlinehome.de